Was macht ein Bild perfekt und wie wird Kunst definiert?
Geht es darum, mit der Masse mitzuziehen, dem/einem Trend zu folgen oder den eigenen Stil zu finden und zu leben?
Die Antworten auf diese Fragen darf und sollte, jeder der im künstlerischen Bereich tätig ist, ganz für sich und individuell beantworten.
Die Frage der Perfektion stellte sich für mich auf eine ganz andere Weise. Der Weg zu meiner Antwort führte durch mein Leben und dem Bild, welches ich mit der Zeit von mir selbst bekam.
Das Zünden des Feuers
Wenn ich so an die ersten Fotos denke,,,,, die ich als Jugendliche von meinen Freunden gemacht habe, war mir weder die Technik bekannt noch hatte ich Ahnung, was Komposition bedeutete. Es ging mir vielmehr darum, möglichst viele schöne und vor allem auch lustige Momente für immer festzuhalten.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich meine kleine Kamera, die mir meine Oma zum 14. Geburtstag geschenkt hatte, bei vielen meiner Ausflüge dabei hatte. Damals wurde noch ein Film in die Kamera eingelegt. Geld hatte ich als Teenager kaum, um jede Rolle auch zeitnah entwickeln zu lassen. Trotzdem war es das Knipsen, was mich einfach glücklich gemacht hat. Das ich diese Bilder danach in meinen Händen halten konnte, war etwas ganz Besonderes für mich. Diesen allerersten Fotoapparat habe ich immer noch, nur fotografiere ich damit nicht mehr. Das digitale Zeitalter hat auch vor mir nicht Halt gemacht.
Was soll ich sagen? Ich mag es sehr! Wo es einem doch so viele Möglichkeiten bietet. Trotzdem reizt mich die Analogfotografie, ich habe noch nie ein Foto selbst entwickelt und möchte dies irgendwann nachholen.
Wie es sich anfühlt
An dieser Stelle könnte ich euch einiges über Bildgestaltung, dem Verstehen und korrekten Einsatz von ISO, Blende und Verschlusszeit erzählen - aber das ist nicht mein Ziel, auch wenn es ein wichtiger Bestandteil für ein gelungenes Bild wäre. (Auf meinem Blog ist dies nicht von großer Bedeutung.)
Ich möchte euch von meinem Weg zur Fotografie erzählen. Was mir auf dieser Reise begegnet ist, mich nach wie vor begleitet. Wie es sich anfühlt, wenn ich versuche meine große Leidenschaft die Kunst, das Herzensprojekt Mama sein und den sogenannten "normalen" Alltag zu "Wuppen". Ich möchte euch daran teilhaben lassen wie es ist eine Frau, Mutter, Ehefrau und Fotografin zu sein, die mit einem Arm weniger auf die Welt gekommen ist und eine rechte Unterarmprothese trägt und kein Problem hat, darüber zu sprechen.
Handicap trifft Ego
Das war nicht immer so. Es gab auch andere Phasen. Immer dann, wenn sich mein Leben im Wandel befand und ich mich neu erfinden musste. Ich für einen Moment meine gewohnte Mitte verloren hatte, meine Komfortzone verlassen musste, oder generell neue Erfahrungen auf mich zu kamen. Dann kamen Zweifel auf und mein Selbstbewusstsein rannte Richtung Keller, um sich zu verstecken. Verstecken wollte ich in dieser Zeit auch meine "Andersartigkeit"! Am liebsten so normal sein, wie es nur geht. Ich habe einige Jahre in einem Sanitätshaus als Medizinprodukteberaterin gearbeitet. Ich habe dort Kunden Kompressionsstrümpfe angezogen, Orthesen angepasst und alle sonst dazugehörigen Arbeiten übernommen. Wer einmal in seinem Leben medizinische Strümpfe anziehen musste, versteht es wenn ich sage, es ist vermutlich einfacher, einen widerwilligen Esel durch den Fluß zu führen, als an einem heißen Tag enge Strümpfe über den Knöchel bis zu den Oberschenkel hochzuziehen. Zusammengefasst ist das selbst mit 2 Händen ein mühsames Unterfangen. Mir war es sehr wichtig, möglichst viele Aufgaben selbstständig zu bewältigen. Die Bewunderung über meinen Ehrgeiz, den ich dabei an den Tag legte, spornten mich an. Ich bin mir auch klar darüber, wie wichtig dieser Ehrgeiz für andere war. Er motivierte sie ein wenig, es mir nachzutun. Rückblickend war es eine schöne, aber auch wichtige Lektion für mich. Mir wurde das erste Mal bewusst, welch positiven Effekt meine Behinderung auf andere Menschen haben kann. Komplimente habe ich bis zu dieser Zeit immer mal wieder bekommen, aber wirklich gehört habe ich sie nie. Ich konnte sie nicht annehmen. Mein Ego wollte vor allem eines, so unauffällig normal sein wie möglich.
Zeig Dich
Beim Fotografieren verstecken und unauffällig sein, das geht nicht. Auch nicht, wenn du selbst hinter der Kamera stehst und erst recht nicht wenn du deinem Kunden erklärst, er solle entspannen, einfach er selbst sein. Ich liebe es natürliche Bilder zu machen!. Ohne Pose, so wie es der Moment möchte. Ich bin mir nicht sicher, welches Gefühl dafür der Auslöser war. Warum ich irgendwann wusste, was ich genau vor der Linse haben möchte. Natürlich geht der Kundenwunsch dabei immer vor. Trotzdem finde ich, macht sich meine persönliche Entwicklung, dass auch ich mich so zeige wie ich bin, auf meinen Bildern nun bemerkbar. Das sehe ich ganz deutlich bei Vergleichen mit Aufnahmen von damals und heute. Neue Bilder wirken natürlich, statt inszeniert.
Für Dich
Mit der Geburt meiner Tochter, wuchs in mir ein grundlegender Gedanke. Wenn ich mir etwas für sie wünsche, dann wird sie es am besten erreichen, wenn ich es ihr vorlebe. Meine Liebe für sie und ihr ein Vorbild sein zu wollen, bestärkte mich endgültig darin, dass es keinen Grund gibt, nicht anders sein zu dürfen! Das es keinen Sinn macht, jemand anders sein zu wollen, als nicht genau der Mensch, der man ist. Mich hat diese Erkenntnis letztendlich zu meiner Vision von Kunst geführt. Wenn du mich fragst, gibt es das perfekte Bild als solches nicht. Es gibt Momente, dazugehörige Gefühle und Mittel um diese künstlerische festzuhalten und auszudrücken. Perfekt ist für mich, wenn der Betrachter die Aussage meines Bildes nicht nur versteht, sondern vielleicht auch fühlen kann, was ich in diesem Moment sehen konnte!
Das war er nun, mein erster Blogbeitrag. Meinen Mut habe ich mir geschnappt, weil es sich einfach danach angefühlt hat, dies nun endlich in die Tat umzusetzen. Viele Mutausbrüche sollen noch folgen denn ich bin gerade so schön warm gelaufen. Ich arbeite gerade an etwas für mich sehr Großem und hoffe dir bald mehr darüber berichten zu dürfen. Du darfst also gespannt bleiben und dir in der Zwischenzeit, wenn du möchtest, meine Bilder ansehen. Falls sie dir gefallen, dann teile es mir gerne mit oder buche eine Shooting bei mir.
Ich freue mich, von dir zu hören.
Bis dahin, DANKE fürs Lesen !
Deine Eva
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